Kundenberater Pierre Wirth zum Thema «Die perfekte Dämmung»
Über 8 Jahre lang beschäftigte sich Pierre Wirth beruflich mit der Dämmung von zweischaligem Mauerwerk. Seit 2015 ist er als Kundenberater bei Energieheld tätig und konnte in diesem Zuge bereits zahlreichen Kunden nicht nur bei ihren Fragen zur Seite stehen, sondern sie auch in ausführender Position in vielen Projekten begleiten.
Bei ihm trifft umfangreiches Wissen über Dämmungen im Allgemeinen auf praktisches Know-How. Wir haben ihn gefragt, was eine gute Dämmung ausmacht und worauf Hausbesitzer beim Dämmen ihrer Eigenheims achten sollten.
Interview mit Pierre Wirth
Wir haben Kundenberater und Dämmungsexperten Pierre Wirth gebeten, sich einigen Fragen zum Thema Dämmung von Immobilien zu stellen. Das waren seine Antworten:
Herr Wirth, gibt es die perfekte Dämmung?
Grundsätzlich ist zu sagen, dass es Sinn macht, den bewohnten Bereich einen Hauses dämmtechnisch zu umschliessen. Also Fassade, oberste Geschossdecke und nach unten laufende Dachschrägen, wenn der Dachboden nicht ausgebaut ist, sowie die Kellerdecke. Dies hat dann auch Auswirkungen auf andere Gewerke. So erlaubt eine gut gedämmte Fassade den Einbau von dreifach-verglasten Fenstern und auch die Dimensionierung einer Heizung kann energieeffizienter ausgelegt werden. Natürlich gibt es sehr viele verschiedene Dämmstoffe und Dämmungsvarianten.
Jeder Dämmstoff hat unterschiedliche Eigenschaften und kann daher unterschiedlich gut dämmen. Ausserdem hat die Art der Dämmung Einfluss auf die letztendliche Einsparung von Heizkosten. Wer das beste Ergebnis erzielen will, sollte daher die Isolation seines Hauses mit einem Spezialisten besprechen. Dieser kann die optimale Dämmleistung berechnen und ein Konzept ausarbeiten. Unsere Kundenberater bei Energieheld kennen hierfür geeignete Fachpartner. Das Ergebnis sollte einer perfekten Dämmung dann ziemlich nahe kommen.
Immer wieder heisst es «Mein Haus kann nach einer Dämmung nicht mehr atmen» - ist das korrekt?
Häuser «atmen» nicht. Im Zusammenhang mit einer Immobilie ist der Begriff falsch, da ein Haus den Austausch von Sauerstoff nicht wie ein Lebewesen zum Existieren benötigt. Allerdings müssen Gase, wie CO2, Wasserdampf und Ausdünstungen, die im Haus entstehen, durch Sauerstoff ersetzt werden. Dies geschieht über die Lüftung. Ältere Häuser werden per Öffnen und Schliessen der Fenster gelüftet, bei modernen Immobilien geschieht dies meist durch eine Lüftungsanlage mit oder ohne Wärmerückgewinnung.
Eine Dämmung hat nur bedingt Einfluss auf den Sauerstoffaustausch. Was man damit meint, wenn man von «atmenden Häusern» spricht ist, dass ältere Häuser meist Ritzen und Fugen haben, durch die quasi ständig unkontrolliert gelüftet wird. Wenn eine Isolation installiert wird, verschwinden diese Fugen und das Lüften ist nur noch über das Öffnen der Fenster möglich. In diesem Fall sollte also darauf geachtet werden, dass ausreichend oft gelüftet wird, sonst droht im schlimmsten Fall Schimmel.
Setzt eine Dämmung über kurz oder lang Schimmel an? Wie ist es mit Algen auf der Fassade, besteht da ein Zusammenhang?
Bei fachmännischer Installation führt eine Dämmung nicht zu Schimmelbildung. Im Dach beispielsweise sorgt dafür die sogenannte Dampfbremse, ein Bauteil, welches Eindringen von Feuchtigkeit in die Dämmung verhindert. Aus der Praxis muss man aber leider sagen, dass es durch Ausführungsfehler jedoch schon vorgekommen ist, dass eine Dämmung schimmelt. Ein klassisches Beispiel aus der Praxis wäre ein Elektriker, der bei einem Dachausbau ein Kabel verlegen will und dabei die vorher angebrachte Dämmung beschädigt. Wird dieser Fehler nicht behoben, zieht Feuchtigkeit in die Dämmung und das kann zu Schimmel führen. Dies sollte natürlich nicht der Regel entsprechen, kommt auf Baustellen aber leider vor.
Wer über die nötigen Fachkenntnisse verfügt, kann sein Haus durchaus auch in Eigenregie dämmen. Dies sollte jedoch nicht ohne nötige Erfahrung geschehen und nicht aus dem einzigen Grund, dass man Geld sparen will. Falsch angebrachte Dämmungen können tatsächlich schimmeln und müssen im schlimmsten Fall dann neu angebracht werden. In diesem Szenario zahlt man also zweimal. Daher empfehle ich bei einer Sanierung von Anfang an nur auf kompetente Fachpartner zu vertrauen.
Algen können wachsen, wenn eine Fassade dauerhaft feucht ist. Meist kommt Algenwuchs auf verschatteten Fassaden wie der Nord-Fassade vor. Mit der Isolation muss dies allerdings nicht automatisch etwas zu tun haben. Auf einer Fassade sind Algen verständlicherweise nicht besonders schön, sie lassen sich aber recht einfach entfernen.
Haben Dämmstoffe wirklich eine so schlechte Ökobilanz wie ihnen nachgesagt wird?
Um etwas über die Ökobilanz, also den Einfluss eines Dämmstoffes auf die Umwelt sagen zu können, muss quasi der gesamte «Lebensweg» des Materials betrachtet werden. Vom Bau über die Nutzung und Instandhaltung bis hin zum Rückbau und der Entsorgung. Wichtig sind dabei die Art des Rohstoffes, der Energiebedarf und die CO2-Emissionen bei der Herstellung und der Entsorgung. Bei Schaumkunststoffen fällt zum Beispiel negativ ins Gewicht, dass bei ihrer Herstellung eine Menge Erdöl zum Einsatz kommt. Daher ist die Produktion sehr energieintensiv. Naturdämmstoffe wie Holzspäne oder Zellulose können mit einem Bruchteil dieser Energie hergestellt werden.
Dämmstoffe, die eine lange Lebenserwartung und eine hohe Umweltverträglichkeit aufweisen können, sind in der Regel ressourceneffizienter. Wer besonderen Wert auf die Umweltverträglichkeit legt, sollte dies bei seinem Fachpartner anmerken.
Noch besser eignet sich der Vergleich der sogenannten «energetischen Amortisationszeit», um festzustellen, wie lange ein Dämmstoff im Einsatz sein muss, bis er mehr Energie eingespart hat, als bei seiner Produktion aufgewendet werden musste. Die energetische Amortisationszeit ist abhängig von der Art des Dämmstoffes und seiner Dicke, der im Haus vorhandenen Heizungstechnik und dem Klima des Standortes. Laut dem Karlsruher Institut für Technologie liegt die energetische Amortisationszeit eines Dämmstoffes meistens deutlich unter zwei Jahren.
Die finanzielle Amortisation dauert hingegen etwas länger, macht sich jedoch auch nach einigen Jahren bemerkbar. Beispielsweise amortisiert sich eine Kerndämmung, bei der ein Dämmstoff per Einblasverfahren zum Beispiel in einem Zweischalenmauerwerk angebracht wird, innerhalb von 8 bis 9 Jahren. Die Kosten liegen dabei zwischen CHF 45 und 120 pro m² der zu dämmenden Wand und Bodenfläche. Bei einer Standardfläche von etwa 150 m² liegen die Kosten also bei CHF 6’750. In einem solchen Einfamilienhaus spart diese Dämmung dann gut 21 % der jährlichen Heizkosten ein, was zur Amortisation nach nicht einmal 10 Jahren führt.
Wozu würden Sie Hausbesitzern raten, die ihre Immobilie dämmen wollen?
Nun, bei allen allgemeingültigen Aussagen zu Dämmmassnahmen sollte man das Gebäude um das es geht immer individuell betrachten. Wie ist der Aufbau der Fassade (einschalig, zweischalig, Holzkonstruktion), der obersten Geschossdecke, der Kellerdecke, geht es mir ausschliesslich um die Isolation oder möchte ich auch optische Veränderungen vornehmen? Die Suche nach der optimalen Dämmung für ein Haus kann sehr viel Zeit in Anspruch nehmen und durch das grosse Angebot an Dämmstoffen wird es für Hausbesitzer schwierig, schnell die beste Auswahl zu treffen, denn nicht jeder Stoff mit dem man dämmen kann ist auch automatisch der beste für das eigene Haus.
Für diese Betrachtung und Einschätzung macht es Sinn, dass ein Handwerksbetrieb einen Termin vor Ort vereinbart und sich ein Bild der Gegebenheiten macht, um dann im Nachgang eine konkrete Offerte zu erstellen. Mit diesem können Hausbesitzer dann über die Sinnhaftigkeit einzelner Massnahmen sprechen und gegebenenfalls die Energieeffizienz des Gebäudes mit ergänzenden Massnahmen wie einem Heizungsaustausch noch erhöhen.
Wir danken Pierre Wirth herzlich für seine Einschätzung zum Thema Dämmung.