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Gerüchte über Wärmepumpen im Faktencheck - Andreas Uthmann im Interview

Bild: Zwei Männer auf einem Hausdach
Andreas Uthmann (rechts) im Energieheld Interview

Sie ist zu teuer, zu laut und kann nur in gut gedämmten Neubauten zum Einsatz kommen - rund um die Wärmepumpe halten sich zahlreiche hartnäckige Gerüchte, die längst nicht mehr der Realität entsprechen oder es nie getan haben.

Wir haben mit Andreas Uthmann von Energieheld gesprochen, der mit einigen Mythen rund um die Wärmepumpe aufräumen will und über den aktuellen Stand der Technologie aufklärt. Erfahren Sie jetzt mehr im Energieheld-Interview.


Interview mit Andreas Uthmann

Wir haben Andreas Uthmann gebeten, sich einigen Fragen zum Thema Wärmepumpen und Heizungen in der Schweiz zu stellen. Dies waren seine Antworten:

Herr Uthmann, sind Wärmepumpen nicht viel zu teuer?

Im Gegenteil: Mit einer Wärmepumpe kann man langfristig viel Geld sparen, auch wenn die einmaligen Investitionskosten etwas höher sind als bei einer Gas- oder Ölheizung. Aufgrund den wesentlich niedrigeren Energie- und Wartungskosten, haben sich diese Mehrinvestitionen häufig bereits nach 5-7 Jahren amortisiert. Über die gesamte Laufzeit kann ich so insgesamt mehr als 20% Heizkosten sparen. Darüber hinaus hat die Wärmepumpe in der Regel eine viel längere «Lebenserwartung» als eine Ölheizung, da kein Verschleiss durch einen Verbrennungsvorgang auftritt.

In vielen Schweizer Kantonen erhält man zudem eine attraktive finanzielle Förderung für die Anschaffung einer Wärmepumpe. In Basel-Stadt, Bern und Luzern gibt es zum Beispiel unter bestimmten Voraussetzungen bis zu CHF 10’000 für den Kauf einer (Erd)-Wärmepumpe.

Immer wieder liest man, Wärmepumpen seien zu laut. Ist das ein berechtigter Kritikpunkt?

Technologisch hat sich in dieser Hinsicht eine Menge getan, auch aufgrund der hohen Anforderungen der Kantone. In Wohngebieten liegt die Obergrenze erlaubter Lärmemissionen laut Bundesamt für Umwelt (BAFU) bei 55 Dezibel am Tag und 45 Dezibel in der Nacht. Bei der Anschaffung und der Auslegung einer Wärmepumpe, die mit Luft arbeitet, sollte dies also beachtet werden. Heute steht den Käufern eine Vielzahl an Modellen verschiedener Hersteller zur Verfügung, die diese Anforderungen erfüllen.

Früher gab es nur An oder Aus bei Wärmepumpen, heute werden viele Wärmepumpen intelligent gesteuert und laufen im Betrieb in der Regel nur bei Teillast und dadurch auch sehr leise. Die Wärmeerzeugung wird über den Tag verteilt, sodass die Heizung nicht immer auf voller Leistung laufen muss. Bei halber Leistung entstehen bei einer typischen Wärmepumpe im Einfamilienhaus Geräusche von ca. 35 dB, was der Lautstärke eines Zimmerventilators entspricht und auf 3 Meter Entfernung schon nicht mehr hörbar ist. Nur bei sehr tiefen Temperaturen muss eine Wärmepumpe auf Vollast laufen, an Tagen also, an denen man sich nicht lange aussen aufhält und auch das Fenster nicht ganztägig geöffnet ist.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Wahl des richtigen Aufstellungsortes. Wenn die kantonalen Mindestabstände zu Fenstern eingehalten werden, reduziert sich die Geräuschbelastung weiter. Aussenanlagen müssen zum Beispiel mindestens 5 Meter vom Nachbargebäude entfernt stehen. Bei Wärmepumpen mit Erdsonde muss man sich übrigens dahingehend gar keine Sorgen machen, da sie überhaupt keinen Lärm verursachen und so überall problemlos zum Einsatz kommen können, wo dies zugelassen ist.

«Bei halber Leistung entstehen bei einer typischen Wärmepumpe im Einfamilienhaus Geräusche von ca. 35 dB, was [...] auf 3 Meter Entfernung nicht mehr hörbar ist.»

Was ist mit der Behauptung, dass Wärmepumpen nicht mit Radiatoren funktionieren? Muss ich zu der Wärmepumpe auch noch eine Fussbodenheizung einbauen?

Radiatoren benötigen im Vergleich zu einer Fussbodenheizung eine höhere Vorlauftemperatur, die bei Altbauten bis zu 65 °C betragen kann. Im Internet findet man oft die Aussage, dass Wärmepumpen mit einer Vorlauftemperatur von 45 °C laufen. Daher entsteht oft der Fehlschluss, dass sie sich nicht für Altbauten mit Radiatoren eignen würden.

In den letzten zehn Jahren hat sich der technologische Fortschritt bei Luft-Wärmepumpen aber extrem verbessert, sodass bei vielen Modellen Vorlauftemperaturen von 65 °C oder höher kein Problem mehr darstellen und trotzdem die Gesamteffizienz der Wärmepumpe sehr hoch ist. Modelle die diese Vorlauftemperaturen erreichen gibt es heute von allen Typen der Wärmepumpe, ob Luft oder Erdsonde, sowie auch von den meisten Herstellern. Also lohnt sich eine Wärmepumpe mittlerweile auch in Altbauten mit Radiatoren.

Wärmepumpen sind angeblich nur für gut gedämmte Häuser geeignet. Stimmt das?

Das ist so ein Gerücht, dass sich hartnäckig hält. Grundsätzlich können Wärmepumpen auch bei hohem Wärmebedarf sehr effizient eingesetzt werden. Bei einem kleinen Einfamilienhaus mit geringem Wärmebedarf macht eine Wärmepumpe ebenso viel Sinn wie bei einem Mehrfamilienhaus oder einem grossen Bauernhaus. Auch dort kann eine Wärmepumpe, wenn sie richtig dimensioniert und ausgelegt ist, den Wärmebedarf problemlos decken. Die Investitionskosten pro installierter Leistung sinken sogar. Bei älteren, grösseren Bauernhäusern empfiehlt sich gegebenenfalls auch der Einsatz einer Holzheizung zu prüfen, zumindest wenn auf eigene Forstbestände zurückgegriffen werden kann, aber eine Wärmepumpe ist i.d.R. wesentlich wirtschaftlicher als vergleichbare Öl- oder Gasheizungen.

Zu prüfen ist gegebenenfalls, ob der Gesamtwärmebedarf durch eine gute Dämmung reduziert werden kann, bevor man den Heizungsersatz durchführt. Aufgrund der vergleichsweise langen Amortisationszeiten für nachträgliche Dämmungen von 40 Jahren und mehr macht es nicht in jedem Fall Sinn eine Dämmung zu priorisieren, wir empfehlen dies im Zuge einer Fassaden- oder Dachsanierung in Betracht zu ziehen. Die Amortisation einer Wärmepumpe tritt auch ohne gute Dämmung schnell ein. Die Mehrkosten für eine geringfügig grösser dimensionierte Heizungsanlage sind verhältnismässig klein im Vergleich zur Gesamtinvestition und kosten häufig nur ein Bruchteil einer nachträglichen Dämmlösung.

«Grundsätzlich können Wärmepumpen auch bei hohem Wärmebedarf sehr effizient eingesetzt werden.»

Welchen Einfluss hat eine Wärmepumpe auf die Umwelt?

Wärmepumpen entziehen den Grossteil der Energie ihrer Umgebung, bei einer Luft-Wärmepumpe eben der Luft und bei einer Erdsonden-Wärmepumpe dem Erdreich. Die Wärmepumpe kann so im täglichen Betrieb aus einer Kilowattstunde Strom 3 bis 5 kWh thermische Energie gewinnen, ist also um ein Vielfaches energieeffizienter als eine Öl- oder Gasheizung. Die Umweltbilanz in CO2 Äquivalenten ist noch eindrücklicher: Die Verbrennung einen Liters Öl verursacht einen CO2-Ausstoss von 2 bis 3 kg. Wenn eine Wärmepumpe mit dem Schweizer Strommix betrieben wird, dann hat diese gegenüber einer Heizung mit fossilen Brennstoffen eine CO2-Ersparnis von mehr als 90 Prozent zur Folge. Das bedeutet, dass bei einem typischen Einfamilienhaus das einem Wald mit 500 Bäumen entspricht. Wenn man die Wärmepumpe dann noch mit Ökostrom betreibt oder zum Beispiel mit einer eigenen Solaranlage, hat man im Prinzip keinen nennenswerten CO2-Ausstoss mehr.

Ist man mit einer Wärmepumpe nicht abhängig vom Strompreis? Muss ich dann eine Versorgungslücke fürchten?

Jede Technologie bringt gewisse Abhängigkeiten mit sich, das lässt sich leider nicht ganz vermeiden. Eine mögliche Versorgungslücke und Übernachfrage könnte sich also in einem hohen Strompreis widerspiegeln. Die Abhängigkeit vom Strompreis ist aufgrund der hohen Effizienz einer Wärmepumpe wesentlich geringer als bei einer Preisveränderung des Heizöls. Selbst bei einer Verdoppelung des Strompreises spare ich im Schnitt immer noch massiv Energiekosten gegenüber einer vergleichbaren Ölheizung.

Bereits heute ist im Ölpreis die CO2-Abgabe enthalten. Diese wird unweigerlich steigen, wenn wir in der Schweiz die Gesamtziele gemäss Pariser Klimaabkommen nicht erreichen, das ist das politische Instrument um die Ziele zu erreichen. Dies würde zu einer massiven Preissteigerung auf den fossilen Energieträgern führen. Zusammenfassend kann man sagen, dass: A) die Auswirkungen bei einer Erhöhung des Strompreis nicht so hoch sind und B) ist es viel wahrscheinlicher, dass es zu weiteren Abgaben im Hinblick auf die fossilen Brennstoffe kommt.

Wann sollte eine Wärmepumpe also in Erwägung gezogen werden?

Eigentlich gibt es heute keinen Grund mehr auf die Technologie der Wärmepumpe zu verzichten, wenn immer es die baulichen Voraussetzungen zulassen. Die augenscheinlich recht hohen Investitionskosten amortisieren sich in so gut wie jedem Haushalt innerhalb weniger Jahre aufgrund der äusserst niedrigen Energie- und Betriebskosten. Die ohnehin schon sehr gute Umweltbilanz einer Wärmepumpe kann in Verbindung mit einer Photovoltaik-Anlage noch einmal gesteigert werden, sodass ein Haus fast vollkommen emissionsfrei geheizt werden kann.

Wir danken Andreas Uthmann herzlich für seine Einschätzung und Expertise zum Thema Wärmepumpen.

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